Endlich Sommerferien. Jakob hat sich nicht mal sein Zeugnis angeschaut, sondern taucht, kaum zuhause angekommen, direkt in sein Lieblingsspiel ab. Dort ist er ein starker Held, nicht ein Looser mit Panikattacken, der immer wieder zur Zielscheibe von Spott wird, sei es in der Familie oder in der Schule. Ein Telefonanruf reißt ihn aus dem Spiel heraus. Lotti, die Schulsprecherin aus der 10a hat sein Notfallkästchen gegen die Panikattacken gefunden. Wie peinlich, sie kennt jetzt also sein Geheimnis und er wird ihr nie wieder unter die Augen treten können. Außer um das Kästchen wieder zurückzubekommen natürlich. Beim Treffen zur Übergabe überrascht Lotti ihn mit einer Bitte. Er habe sie auf eine Idee gebracht und zwar würde sie gerne ein kleine mehrtägige Wanderung machen, bekommt die Erlaubnis aber nur, wenn sie jemanden mitnimmt, der sie beschützt. Ob Jakob das wohl tun würde? Er, Lotti begleiten und beschützen?! Kann doch nur ein Witz sein, oder?
Doch es ist wahr, Lotti kommt am nächsten Morgen zum verabredeten Treffpunkt und es geht los. Vor ihnen liegen ein paar Tage Wanderung und natürlich gibt es allerlei unvorhergesehene Erlebnisse und Herausforderungen. Die erste Panikattacke lässt nicht lange auf sich warten, aber auch Lottis Stimmung wechselt manchmal von einer Sekunde zur anderen. Lösen diese Situation anfangs noch die gewohnten „Versager-Abwärtsspiralen“ in Jakob aus, so lernt er im Laufe Zeit, dass dies gar nicht mit ihm zu tun hat, sondern das Lotti ihre eigenen Probleme hat. Mit jedem Erlebnis, in dem die erwartete Negativreaktion nicht eintritt oder Jakob die Panik überwinden kann, erfährt er, dass er dem nicht hilflos ausgeliefert ist, sondern die Möglichkeiten hat gestärkt aus einer Situation herauszugehen.
Wichtige Themen einfühlsam und spannend in eine Geschichte verpackt
Natürlich kann man Liebe sich, wer kann als Jugendbuch über Angststörungen, Panikattacken und Depressionen bezeichnen. Das trifft einerseits zu, wird dem Buch aber nicht wirklich gerecht, denn es klingt nach einem dieser allzu pädagogischen Bücher. Der Jugendroman von Mierswa handelt aber nicht nur von den psychischen Erkrankungen zweier Teenager, sondern er erzählt die Geschichte einer Entwicklung und das durchaus auf spannende Weise. Puzzlestück für Puzzlestück setzt sich das Bild zusammen und man versteht die Zusammenhänge, warum die beiden Hauptfiguren so reagieren, wie sie es nun mal tun. Das gilt auch für die beiden jugendlichen Figuren: sie lernen mehr und mehr verstehen, warum ihr Gegenüber manchmal so anders verhält als erwartet. Die Wanderung der beiden Jugendlichen entwickelt sich also zu einer Art Mini-Jakobsweg: durch die Freuden, Überraschungen und Herausforderungen lernen die beiden sich selber und einander immer besser kennen. Im Laufe der Zeit schaffen sie es, sich ein Stück weit von ihren gewohnten Verhaltensmustern zu lösen und Verständnis füreinander und für andere zu entwickeln. Nicht ohne Rückfälle natürlich, aber zunehmend auch mit Akzeptanz dafür, wie sie sind. Das schafft die Basis für Veränderungen und die Panikattacken nehmen ab.
Empfehlenswert ist das Buch also nicht nur als Anlass, um über Tabuthemen wie psychische Erkrankungen durch zu hohen Leistungsdruck und Mobbing zu sprechen, sondern im besten Sinne als gute Unterhaltung, die dazu anregt sich mit wichtigen Themen auseinanderzusetzen. Was ist normal? Wie wichtig ist es, was andere von mir denken? Ist man erst dann liebenswert wenn man perfekt ist? Das sind zweifellos wichtige Fragen, die alle betreffen.
Annette Mierswa: Liebe sich, wer kann [Partnerlink]. Loewe Verlag 2021
Taschenbuch, 240 Seiten, ab 12 Jahren
ISBN 978-3-7432-1212-1
[D] 6,95 €
Das buch war nicht sehr gut, das ende war unlogisch, es war langweilig, immer dasselbe.