Jan Siebelinks Roman „Knielen op een bed violen“ (2005) ist in den Niederlanden mit mehr 400.000 verkauften Büchern ein von Kritikern und Publikum geschätzter Bestseller. Sein autobiographisch gefärbter Roman ist nun, als erstes seiner Bücher, ins Deutsche übersetzt worden und Ende August im Arche Verlag erschienen.
„So geleitet einen die Erde von selbst, ganz allmählich, immer weiter in die Tiefe.“
Hans Sievez wächst in einem armen Dorf in den Niederlanden auf. Sein Vater schließt sich nach einer Vision einer Gruppe von Menschen an, die einem angeblich reineren Glauben anhängt. Er erzieht Hans mit harter, unbarmherziger Hand.
Schon in der Schulzeit hat der kränkliche Junge einen Blick auf Margje geworfen, spielt in der Pause Theater auf dem Schulhof, um sie zu beeindrucken. Nach der Schule ist er oft im Moor, wo er ein kleines Versteck hat und Dinge in die Natur hinein fantasiert. Die Fantasie ist sein Schutzraum vor der harten Realität. Als sein Vater, bald nach dem frühen Tod der Mutter, Hans´ Kaninchen schlachtet, ist das der Auslöser weg zu gehen. Er zieht in die Stadt und macht eine Gärtnerlehre. Hier trifft er das erste mal auf Jozef, einen Gärtnergesellen, welcher einer christlichen Sekte angehört. Jozefs Anhänglichkeit beginnt ihn bald zu stören und er versucht sich seinem Einfluß zu entziehen…
Einige Jahre später, Hans hat seine Jugendliebe Margje geheiratet und erfüllt sich zusammen mit ihr sogar den Traum von der eigenen Gärtnerei, tritt Jozef wieder in sein Leben. Jozef ist jetzt Laienprediger und Hans kann sich seinem Einfluß auf die Dauer nicht entziehen. Mehr und mehr nimmt die Religion Raum in seinem Leben ein, ein heimlicher Riss wird spürbar, der ihn mehr und mehr von Margje und seinen Söhnen entfernt. Einen Teil des ohnehin zu geringen Verdienstes gibt er für religiöse Schriften aus, versteckt sich in der Gärtnerei, um in Ruhe darin zu lesen. Er versucht auch seine Familie zu bekehren, aber weniger um diese zu retten, als um der eigenen Verdammnis zu entgehen. Manchmal spürt er selber, dass er auf einem bedenklichen Weg ist und darin seinem Vater sehr ähnlich wird. Seine tapfere Frau kämpft um ihn und um das gemeinsame Glück…
„… und hätte der Liebe nicht…“ I. Kor 13
Eindringlich und einfühlsam zeigt Jan Siebelink, wie der religiöse Wahn des Familienoberhaupts viel Leid über die Familie bringt, entlarvt einen fanatischen Glauben, der das jenseitige Heil des Einzelnen so viel höher stellt, als das Wohlergehen der Familie im Diesseits, als lieblos und kalt. Die letzten Kapitel des Buches jagen einem Schauder über den Rücken – auch die rückblickende Verdrängung des Erlebten durch Margje. „Im Garten des Vaters“ ist auch ein Roman über eine große Liebe, die durch eine lebensfeindliche Religion erdrückt wird.
Jan Siebelink: Im Garten des Vaters, Roman. Aus dem Niederländischen von Bettina Bach, Arche 2007